Tagebuch der verlorenen Erinnerung

Buchseite und Rezensionen zu 'Tagebuch der verlorenen Erinnerung' von Kerstin Westerbeck
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Inhaltsangabe zu "Tagebuch der verlorenen Erinnerung"

"Etwas hat sie an diesem Tag mit einem Schlag erwachsen werden lassen. Die Szene ist augenblicklich wieder da; der Schrecken, der ihre Flucht ausgelöst hat …"

Benoîte ist dreizehn, als sie ihr Elternhaus verlässt und den Koffer ihres Vaters an der Route National zurücklässt.
Zwanzig Jahre vergehen. Dann steht der Koffer eines Tages wieder vor ihrer Tür. Darin befindet sich ein Tagebuch, auf ihren Namen verfasst. Benoîte aber hat noch nie ein Tagebuch geführt.
Der Inhalt der Aufzeichnungen ist ganz und gar unfassbar. Ereignisse aus ihrem Leben werden darin verfälscht. Jemand beschuldigt sie indirekt, eine Mörderin zu sein. Hat sie etwas vergessen – oder einfach nur verdrängt?
Zögerlich folgt Benoîte den Spuren, die das Tagebuch ihr weist. Was sie dabei entdeckt, enthüllt – nach und nach – eine schier unglaubliche Lebensgeschichte …
Zur gleichen Zeit begibt sich Commissaire Lemarque mit seiner Assistentin Christine auf die Suche nach einem Mörder.

Ein bewegendes Familiendrama, ein spannender Provence-Krimi und eine zarte Liebesgeschichte.

Format:Kindle Ausgabe
Seiten:326
Verlag:
EAN:

Rezensionen zu "Tagebuch der verlorenen Erinnerung"

  1. Familiendrama vor traumhafter Kulisse

    “Vieles kann man in Bildern festhalten und davon schwärmen; kaum aber den Geruch der Provence. Er ist einmalig. Man kann ihn nur erleben.“ (S. 126)

    Diesem Zitat kann (glaube ich) jeder, der die Provence kennt und evtl. schon das Glück hatte, diesen schönen Fleck Erde zu besuchen, wahrscheinlich zu 100% zustimmen. Wem die Reise jedoch zu lang/zu teuer ist, hat dank Kerstin Westerbeck nun zumindest die Möglichkeit, eine Vorstellung davon zu erhalten, wie die Provence riecht. In ihrem erstmalig 2015 erschienenen Roman „Tagebuch der verlorenen Erinnerung“ hat sie die Handlung nämlich genau dorthin verlegt und man spürt in jeder Zeile, jedem Abschnitt, der sich „nur“ mit der Provence und seinen Ortschaften, seinen Gerüchen und der Kultur beschäftigt, die Authentizität hinter den Worten. Und so hatte ich stets den Lavendelduft in der Nase, die Sonne im Gesicht und habe mich zusammen mit der Protagonistin auf die Suche nach ihrer Vergangenheit, ihrer Familie, der Wahrheit und der Liebe (die wahrlich nicht zu kurz kommt in diesem Roman, jedoch immer sinnlich und anregend wirkt und genau an den richtigen Stellen platziert ist) gemacht.

    Ich möchte eigentlich wie immer nichts von der Handlung verraten – das würde einen Großteil der Spannung aus diesen wunderbaren 320 Seiten nehmen.
    Man ist aber von vornherein mitten drin statt nur dabei, reibt sich an manchen Stellen verwundert die Augen über die Handlung, stellt sich während der Lektüre Fragen, wie alles zusammenhängt und sich wohl alles aufklären wird und muss am Ende erkennen, dass vieles anders war und ist, als es einem während des Lesens noch erscheinen mag. Hier hat es Kerstin Westerbeck wunderbar geschafft, den geneigten Leser zu linken und das „Knallbonbon“ der Geschichte auf den letzten 20 Seiten zu platzieren.

    Die Geschichte ist spannend aufgebaut, die Handlung flüssig und es macht Spaß, die Entwicklung der Protagonistin Benoité bis zum „Grande Finale“ zu verfolgen. Einige in Französisch gehaltene (kurze) Sätze mögen den Leser, der selbiges nicht spricht oder versteht, etwas in seinem Lesefluss einschränken, jedoch werden die meisten Sätze sinngemäß hinterher wiederholt, so dass Kerstin Westerbeck auch hier alles richtig gemacht hat.

    „Tagebuch der verlorenen Erinnerung“ ist trotz der in die Provence verlegten Handlung mitnichten eine sommerleichte Strandlektüre, die man mal eben so schnell weg liest. Nein, dafür ist die Handlung zu komplex. Man muss dem Buch die nötige Zeit schenken, um es ganz in sich aufzunehmen. Dann jedoch lässt es einen nicht mehr los und man muss einfach weiterlesen.

    „Das Leben ist wie ein Fluss, der sich immer weiter bewegt. An manchen Stellen geht es schneller, dann wieder fließt es langsam. Soll man sich dem Rhythmus anpassen oder gegen den Strom schwimmen?“ (S. 186)